Siegfried Alexander Bielenstein (* 15. Februarjul. / 27. Februar 1869greg. in Doblen (lett. Dobele), Gouvernement Kurland, heute Landesteil Zemgale; † 25. Februar 1949 in Senftenberg in Brandenburg) war ein deutschbaltischer Maler und Grafiker. In lettischen Texten wird er als Zigfrīds Aleksanders Bīlenšteins zitiert, russisch Зигфрид Александр Биленштейн und im persönlichen Umfeld Six genannt. Er gilt als einer der Hauptvertreter des deutschbaltischen Impressionismus.
Familie
Siegfried Bielenstein war der Sohn des Pastors, Sprachforschers und Ethnographen August Bielenstein und dessen Ehefrau Erna, geb. von Bordelius. Seine Geschwister waren Max Bielenstein (1855–1860), der Pastor Louis Johann Emil Bielenstein (1858–1943), die Autorin Martha Bielenstein (1860–1938), der Pastor und Märtyrer Hans Bielenstein (1863–1919), Johanna Bielenstein (1864–1864), Emma Bielenstein (1865–1887), der Pastor Walter Adolf Axel Bielenstein (1872–1961) und der Architekt Bernhard Max August Bielenstein (1877–1959).
Leben
Nach einer Unterrichtung im Elternhaus besuchte Siegfried Bielenstein ab dem Jahr 1894 das Realgymnasium in Mitau (lett. Jelgava) bis zum Abitur. Anschließend besuchte er die Kadettenanstalt in St. Petersburg. Dort war er Freiwilliger im Schützenbataillon der Zarenfamilie in Krasnoje Selo. Ab 1891 studierte er an der Hochschule in Leipzig und an der Kunstakademie Weimar bei dem Tiermaler Albert Heinrich Brendel, dem Landschafts- und Tiermaler Giulio Aristide Sartorio und dem Porträtspezialisten Max Thedy. Im Jahr 1897 verließ er Weimar nach einem Abschluss mit der Medaille für Kunst und Wissenschaft. Auch später kehrte er gelegentlich nach Weimar zurück. Von 1897 bis 1939 lebte Bielenstein als Maler und Zeichenlehrer in Riga. Im Jahr 1906 heiratete er Steffanie Auguste Valerie von Erdberg-Krczenciewski (* 1880), die ebenfalls lebhaft am kulturellen Leben in Riga teilnahm. Steffanie, auch Stephanie oder Steffi genannt, erscheint auf Gemälden verschiedener Künstler. Die Ehe blieb kinderlos und endete mit Steffanies Tod 1946. Durch die dem Hitler-Stalin-Pakt folgende Umsiedlung gelangte er nach Posen (poln. Poznań). Im Jahr 1945 geriet er nach der Flucht aus dem Warthegau nach Senftenberg, wo er im Jahr 1949 starb.
Werk
Schon sein Vater hielt ihn an, die Kunstwerke in Kirchen zu restaurieren. Bei Veranstaltungen war Siegfried Bielenstein mit Dekorationen und bei der Organisation beauftragt. Seine Gemälde wurden auf der Bühne in Form von lebenden Bildern dargestellt. Er beteiligte sich an Ausstellungen in Mitau, Riga und Posen. Einzelausstellungen hatte er in Riga und Mitau.
In der Folge von Umsiedelung und Flucht sind viele Werke verschollen. Erhalten blieben Porträts, Landschaften, städtische Szenen, Tierbilder und Interieurs in Ölmalerei. Darüber hinaus Kohlezeichnungen und Exlibris. Der Weimarer Erzherzog Karl Alexander, Nietzsche, Wildenbruch, Sarasate und Richard Strauss saßen ihm Modell zu Scherenschnitten. Zum 70. Geburtstag feierte ihn die Kunstszene in Riga und Libau (lett. Liepāja). Für Verlosungen zu wohltätigen Zwecken stiftete er eigene Werke.
Mehrmals hat er Quartettspiele entworfen. Die im Jahr 1925 verlegten Karten zeigen historische Bauten aus dem Baltikum. Für die Familie malte er einen Satz Schwarzer Peter, der nicht in Druck ging. Im Jahr 2005 veranstaltete das deutschbaltisch-lettische Zentrum DOMUS RIGENSIS in Riga eine Gedächtnisausstellung für Siegfried Bielenstein.
Werke (Auswahl)
- Galerie
Literatur
- Ināra Korsaka: Siegfried Alexander Bielenstein. Sein Leben (deutsch und lettisch) in: Begleitband der Gedenkausstellung Siegfried Alexander Bielenstein. Leben und Werk, Domus Rigensis, Riga 2005.
- Ojārs Spārītis: Die Kunst von Siegfried Alexander Bielenstein (deutsch und lettisch) in: Begleitband der Gedenkausstellung Siegfried Alexander Bielenstein. Leben und Werk, Domus Rigensis, Riga 2005.
- Kuno Hagen: Lexikon deutschbaltischer bildender Künstler. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1983.
- Wilhelm Neumann: Lexikon baltischer Künstler. Verlag Jonck & Poliewsky, Riga 1908. Nachdruck im Verlag Harro von Hirschheydt, Hannover 1972.
- Unsere Heimat. Baltische Lieder. Mit Bild: „Meine Heimat“. Von Siegfried Bielenstein. Verlag Jonck & Poliewsky, Riga, 2. Auflage 1907. Aus dem Vorwort: Von deutschen Frauen ist die Anregung zu der vorliegenden Sammlung ausgegangen – der aufbauenden Arbeit deutscher Frauen soll der Erlös des Büchleins zugute kommen ....
- Oskar Grosberg: Lettland, Land und Leute. Plauderbuch. Mit Federzeichnungen von Siegfried Bielenstein. Verlag Ruetz, Riga 1930.(Mehrere Nachdrucke wurden verlegt)
- Architektenverein zu Riga: Jahrbuch für bildende Kunst in den Ostseeprovinzen 1907 (1. Jahrgang) Mit 5 Gemälden und Zeichnungen von Siegfried Bielenstein.
- Jahrbuch des baltischen Deutschtums 1930., Seite 102: Bildnis der Gattin des Künstlers.
- Baltischer Damenkalender pro 1910 (25. Jahrgang). Mit den Monatsbildern und schwarz-weißen Vignetten von Siegfried Bielenstein. Verlag der Buch- und Kunsthandlung E. Bruhns, Riga 1909.
- Baltischer Kalender 1910 (1. Jahrgang). Künstlerkalender von Siegfried Bielenstein. (Die Monatsbilder zeigen Frauentrachten des Baltikums). Verlag der Buch- und Kunsthandlung E. Bruhns, Riga 1909.
- Baltisches Quartettspiel. Mit historischen Notizen von Karl v.Löwis of Menar und Zeichnungen von Siegfried Bielenstein. Verlag Jonck & Poliewsky, Riga 1925.
Weblinks
- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Bielenstein, Siegfried. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
- Galerija Antonija, Interieur mit Lampe. Öl auf Leinwand 56 × 71 cm
- Galerie Mākslas Vēstniecības, Riga: Dächer der Altstadt von Riga, 1917. Öl auf Leinwand, doubliert auf Karton, 45 × 37 cm.
- Galeria Antonija, Riga: Interieur Werkstatt von W. Radetzky, 1914. Öl auf Karton 50 × 40,5 cm.
- Galeria Antonija, Riga: Schafhirte. Öl auf Leinwand 44 × 113 cm.
- Galerie Mākslas Vēstniecība, Riga: Weißes Pferd, 1935. Öl auf Karton 30 × 35 cm.
Einzelnachweise




