Otto Besch (* 14. Februar 1885 in Neuhausen, Ostpreußen; † 2. Mai 1966 in Kassel) war ein deutscher Komponist und Musikkritiker.

Leben

Als Sohn eines Pfarrers besuchte Besch das Königliche Wilhelms-Gymnasium in Königsberg (Preußen). Nach dem Abitur studierte er Theologie an der Albertus-Universität Königsberg. Nach dem Staatsexamen wandte er sich ganz der Musik zu. Er studierte in Königsberg (Preußen) bei Otto Fiebach und in Berlin bei Philipp Rüfer am Stern’schen Konservatorium. Von 1910 bis 1914 war er schließlich Meisterschüler bei Engelbert Humperdinck an der Akademie der Künste (Berlin).

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete Besch zunächst als Musikkritiker für die Königsberger Hartungsche Zeitung, anschließend für die Königsberger Allgemeine Zeitung (1922–1939). Außerdem leitete er eine Kompositionsklasse am Konservatorium Königsberg. Als Musikschriftsteller war er auch Mitarbeiter verschiedener Fachzeitschriften und auswärtiger Tageszeitungen. In dieser Zeit lernte er bedeutende Musiker wie Igor Strawinsky, Richard Strauss, Wilhelm Furtwängler und Max Reger kennen.

In der Schlacht um Ostpreußen floh er Ende Januar 1945 nach Dänemark, wo er mit seiner Familie bis zum Herbst 1947 in einem Internierungslager lebte. Während dieser Zeit hielt er in den verschiedenen Flüchtlingslagern Vorträge über Musik.

Nach der Entlassung lebte Besch zunächst in Neuengamme bei Hamburg und wirkte als Musikkritiker für die Tageszeitung Die Welt und die Nachrichtenagentur dpa. Den NDR beriet er hinsichtlich seines Musikprogramms. Obwohl sich Wilhelm Furtwängler, Hermann Scherchen und Eugen Jochum persönlich für ihn verwendeten, blieb „der Flüchtling“ in fremder Umgebung jahrelang in untergeordneten und schlecht bezahlten Stellungen. 1951 zog Besch nach Geesthacht an der Elbe. Ein Jahr später ging er mit seiner Familie in die nordhessische Heimat seiner Frau, wo er mit 81 Jahren in Harleshausen starb.

Kompositionen

Besch komponierte Werke für Klavier, Kammermusik verschiedener Besetzung (darunter drei bedeutende Streichquartette), Orchesterwerke von kleinerer Besetzung bis zur Sinfonietta für großes Orchester. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Ostpreußen als Grundlage von Beschs kompositorischem Lebenswerk zerstört. Zahlreiche bekannte Dirigenten, die sich vor dem Kriege und auch noch während der Kriegszeit für seine Werke in vielen Aufführungen eingesetzt hatten, waren aus dem Konzertleben abgetreten oder mussten erst selbst wieder mühsam Fuß fassen; einige, wie der Königsberger Hermann Scherchen, lebten inzwischen im Ausland. Wie die ganze Kultur des Deutschen Ostens wurden Beschs Werke in Vergessenheit geschickt.

Schon als Junge schätzte Besch die literarischen und musikwissenschaftlichen Werke von E.T.A. Hoffmann. So hatte er das Libretto seiner Hoffmann-Oper der Biografie und drei Novellen von E.T.A. Hoffmann entnommen. Er hielt die Oper für sein „genialstes Werk“ und glaubte, dass „sie ihn einmal berühmt machen würde – aber erst in hundert Jahren, wenn die Zeit dafür reif sei“. Bis heute wurde die „Phantastische Oper in zwei Aufzügen (5 Bildern)“ nicht aufgeführt.

Erwin Kroll sieht Besch als „würdigen Jünger eines Schumann, Brahms und Pfitzner zwischen Romantik und Gegenwart“. Für den Chordirigenten Heinz von Schumann wurde Besch „totgeschwiegen“.

Orchesterwerke

  • Hoffmann-Ouverture (ausgeführt 1920 beim Tonkünstlerfest in Weimar)
  • Aus einer alten Stadt. Fünf Stücke für Kammerorchester, 1955
  • Kurische Suite, 1934
  • Ostpreußische Tänze, 1936
  • Ostpreußisches Bilderbuch, 1937–1938
  • Konzert für Orchester, 1941–1942
  • Samländische Idylle (beendigt nach dem Zweiten Weltkrieg)
  • Divertimento für kleines Orchester, 1943
  • Sinfonietta, 1958
  • Sinfonietta II, 1960 (unvollendet)

Kammermusik

  • Streichquartett, 1935
  • Streichquartett, 1947
  • Streichquartett, 1953
  • Trio für Klavier, Violine und Violoncello, 1960–1961
  • Mittsommerlied für vier Streichinstrumente in einem Satz, 1913

Vokalwerke

  • Fünf Lieder auf Texte von Richard Dehmel, 1928
  • Zwei Motetten auf Texte der Bibel für vierstimmigen Chor, 1938
  • Fünf Lieder für Mezzo-Sopran-Stimme und Klavier nach Gedichten von Agnes Miegel, 1957
  • Vier Lieder auf Texte von Agnes Miegel, 1961
  • Marienlied. Berlin, Wiesbaden 1964
  • Hymne auf das Verlorene, 1963
  • Drei Lieder im Volkston für vierstimmigen gemischten Chor, 1965

Oper

  • E.T.A. Hoffmann (1940–1945)

Klavier

  • Sonate, 1920
  • Triptychon, 1952
  • Klaviersonate in einem Satz, 1956
  • Klaviersonate, 1960

Sonstiges

  • Esslinger Turmmusik, 1954
  • Violinsonate, 1958
  • Violin-Klaviersonate, 1958
  • Präludium für Orgel

Im Zweiten Weltkrieg verloren gegangene Kompositionen

  • Sonate für Violine und Klavier, 1911
  • Lustspielouverture für Orchester, 1912
  • Klaviertrio, 1919 (ausgeführt von Schröder, Wieck und Klemm)
  • Arme Ninetta, Oper in einem Akt (ausgeführt in Königsberg 1926)
  • Orchester Vorspiel, 1927
  • Adventskantate für gemischten Chor, Bariton, Sopran und Orchester
  • Auferstehungskantate, Requiem (ausgeführt 1930–1931 unter Bruno Vondenhoff in Königsberg und 1934 während der Nürnberger Sängerwoche)
  • Konzert für Orgel und Orchester, 1932
  • Weihnachtsmysterium, 1933
  • Musik für Orchester, 1937
  • Ostmark-Ouverture, 1938 (ausgeführt bei den Musiktagen in Düsseldorf)

Erhältliche Aufnahmen

  • Kammermusik und Lieder. Laumann, Dülmen 1986 (mit Klaviertrio, Triptychon für Klavier, Streichquartett 1953, Stimme im Dunkeln nach Texten von Richard Dehmel, Fünf Lieder für Mezzosopran und Klavier nach Texten von Agnes Miegel)
  • Martin Weyer spielt Orgelmusik aus Pommern, West- und Ostpreußen (mit Präludium für Orgel). Deutsche Harmonia Mundi, Freiburg im Breisgau 1989
  • Reflections. Musikproduktion Dabringhaus und Grimm, Detmold 1995 (mit Streichquartett Mittsommerlied)

Nachlass

Otto Beschs Nachlass wurde von seiner Frau Erika und seinem Sohn Aribert gehütet und der Bayerischen Staatsbibliothek in München überlassen.

Publikationen

  • Erinnerungen, 1960 (Herausgegeben von Erika Besch mit einem Vorwort von Erwin Kroll, Kassel 1973)
  • Engelbert Humperdinck, 1914 (Reprint Kessinger Publishing, 2010, ISBN 978-1165339839)
  • mit Ruth Maria Wagner: Erinnerungen an Ostpreussen: 1890–1945. Leer 1992, ISBN 3792104911

Ehrungen

  • Staatlicher Ehrensold (1938)
  • Kulturpreis der Landsmannschaft Ostpreußen (1958)
  • Johann-Wenzel-Stamitz-Preis (1960)
  • Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1960)

Zitate

Siehe auch

  • Liste ostpreußischer Musiker und Musikkritiker

Literatur und lexikalische Einträge

  • Erwin Kroll: Musikstadt Königsberg, Freiburg im Breisgau 1966.
  • Hans Joachim Moser (Hg.): Musiklexikon. Hamburg 1955.
  • Willibald Gurlitt (Hg.): Riemann-Musiklexikon. Mainz 1959.
  • Reiner F. Moritz (Hg.): Knaurs Musiklexikon. München 1989.
  • Besch, Otto, in: Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main : S. Fischer, 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 48
  • Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 464f. online

Weblinks

  • Literatur von und über Otto Besch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Besch, Otto. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost) (mit Bild)
  • Artemio Focher über Beschs Oper (E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft)
  • Heinz von Schumann: Musik voll inniger Empfindung (Das Ostpreußenblatt, 10. Dezember 1977, S. 9) (PDF-Datei; 12,48 MB)
  • Nachlassverzeichnis in der Bayerischen Staatsbibliothek

Anmerkungen

Einzelnachweise


Otto Julius Besch (18981966) Mémorial Find a Grave

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Piano Sonata (Besch, Otto) IMSLP

Traueranzeigen von Otto Besch trauer.gea.de